Aus einer Anfrage der Borkener Zeitung entstand eine Zusammenfassung des Engagements gegen Extremismus an unserer Schule. Der Artikel erschien in der Printausgabe am 24. April. Hier sind die wesentlichen Inhalte der Fragen der BZ und Antworten des Schulleiters darauf wiedergegeben.
Wie lässt sich Unterricht bzw. fächerübergreifend das Thema Extremismus aufgreifen?
Grundsätzlich haben die Schülerinnen und Schüler zurückgemeldet, dass es ihnen ein Bedürfnis ist, über dieses Thema zu sprechen. In dieser Woche haben wir das Thema im Rahmen einer aktuellen Stunde („Extremismus – wie wehrhaft ist unsere Demokratie?“) aufgegriffen. Dabei haben wir einerseits über die Kennzeichen und Strategien von Extremismus und andererseits über das Selbstverständnis der Bundesrepublik als „wehrhafte Demokratie“ gesprochen. In diesem Kontext haben wir über die Auswirkungen der Demonstrationen diskutiert. Ein zentrales Ergebnis dieser Diskussionen war, dass die Kundgebungen als Beitrag der Zivilgesellschaft zur „wehrhaften Demokratie“ betrachtet wurden, da einerseits populistische Erzählungen (wie z.B. der von Extremisten erhobene Anspruch, die wahren Vertreter einer „Volksgemeinschaft“ oder „schweigenden Mehrheit“ zu sein) unterlaufen und anderseits ein deutliches Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung zum Ausdruck gebracht wurde. Gleichzeitig wurden in den Diskussionen jedoch auch Bedenken geäußert, dass die Demonstrationen zwar ein Signal, aber keine alleinige Lösung darstellen würden, weshalb die Politik nun Antworten darauf finden müsse.
Inwieweit kann sich Mariengarden als Schule in den gesellschaftlichen Protest der vergangenen Wochen einbringen?
Grundsätzlich wird politische Bildung alleine zukünftig nicht mehr ausreichen; die Schülerinnen und Schüler müssen die Mechanismen der digitalen Kommunikation durchschauen. Die Überforderung, Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu können, spielt Extremisten in die Karten
Das Thema ist im Lehrplan von Mariengarden curricular verankert: Der KLP für das Fach Sozialwissenschaften sieht u.a. im Inhaltsfeld 2 „Politische Strukturen, Prozesse und Partizipationsmöglichkeiten“ die Themenbereiche „Partizipationsmöglichkeiten in der Demokratie“ und „Gefährdungen der Demokratie“ vor. In der Sekundarstufe I entspricht dies dem Inhaltsfeld 2 „Sicherung und Weiterentwicklung der Demokratie“, welches ebenfalls „Partizipation in der Zivilgesellschaft“ und „Gefährdungen der Demokratie“ einschließt. Als Katholische Schule ist es uns wichtig zu vermitteln, dass Demokratie und Menschenwürde nicht nur vom Staat als Grundrecht betrachtet werden, sondern dass diese auch zu den moralisch und religiös-weltanschaulichen Überzeugungen der Menschen zählen müssen. Neben der theoretischen Beschäftigung ist daraus u.a. in Zusammenarbeit mit der Schulseelsorge eine „Bank für Toleranz“ entstanden und die Lernenden der Klasse 10 haben sich mit der Bildungsinitiative der Arolsen Archives in einer Unterrichtsreihe beschäftigt und bei der Erstellung von Dokumenten geholfen, die an die Opfer und Überlebenden des Nationalsozialismus erinnern. Der Projektkurs der Q2 hat zu Beginn des Jahres eine große Ausstellung zum Thema Antisemitismus organisiert, die in unserem Forum eine Woche zu besuchen war.
Die Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen Wochen (insbesondere in Klasse 9) recht ausführlich von ihren Eindrücken oder Berührungspunkten mit den Kundgebungen berichtet. Bei fast allen, die sich zu Wort gemeldet haben, waren die Demonstrationen Thema im Freundeskreis bzw. der Peergroup. Teilweise wurde auch aktiv in den Freundeskreisen darüber diskutiert. Eine zentrale Rolle spielten dabei Messenger und soziale Medien. In den meisten Wortmeldungen wurde berichtet, dass es im persönlichen Umfeld, also Freunde und Familie, Personen gab, die an einer Demonstration teilgenommen haben. Für viele Teilnehmer, nicht nur bei den Schülern, sondern auch bei älteren Familienmitgliedern, stellte dies die erste Teilnahme überhaupt an einer Demonstration dar. In einigen Fällen äußerten die Schülerinnen und Schüler auch deutlich ihre Besorgnis über das Potsdamer Geheimtreffen und das Aufkommen von politischem Extremismus. Dies betraf insbesondere Schülerinnen mit Migrationsgeschichte bzw. Freunden und Bekannten mit einem Migrationshintergrund.
Wie funktioniert bei Ihnen demokratische Teilhabe zwischen Schüler-, Lehrer- und Elternschaft in der Praxis und wo sind ihre Grenzen?
Auf demokratische Teilhabe wird in den einzelnen Gremien zwischen Schüler-, Eltern-, und Lehrerschaft und Schulleitung geachtet. In regelmäßigen Treffen mit SV, Schulpflegschaft und Lehrerrat werden anstehende Entscheidungen und Entwicklungen diskutiert und beraten. Die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert die Schulgemeinschaft aktiv mitzugestalten, engagierte und kooperative Eltern sind ausdrücklich gewünscht. Grenzen gibt es im Bereich von Personal und Finanzen.